Nürnberger Studentin ist vier Tage lang Bundestagsabgeordnete

2. Juni 2017 | Wahlkreis

Den Arbeitsalltag eines Bundestagsabgeordneten hautnah erleben – für die 18 Jahre alte Studentin Franca Bauernfeind aus Nürnberg wurde dieser Traum wahr. Vom 27. bis 30. Mai fand im Deutschen Bundestag die Veranstaltung „Jugend und Parlament“ statt.

315 Jugendliche im Alter von 17 bis 20 Jahren aus dem gesamten Bundesgebiet nahmen auf Einladung eines Parlamentariers teil, um in einer großen Politiksimulation das parlamentarische Verfahren nachzustellen und anschließend mit ihrem Abgeordneten zu sprechen und dabei mehr über das Leben eines Bundespolitikers zu erfahren.

Hierzu der Nürnberger Bundestagsabgeordnete Michael Frieser: „Ich habe mich sehr gefreut, dass auf meine persönliche Einladung hin die junge und engagierte Franca Bauernfeind meinen Wahlkreis Nürnberg-Süd bei dem Planspiel hervorragend vertreten hat.“

Die dreitägige Veranstaltung hinterließ auch bei der jungen Frau, die sich sehr gut in ihre neue Rolle einfinden konnte, einen bleibenden Eindruck. „Ich durfte Debatten koordinieren, Sitzungen abhalten und die fiktive Fraktion richtungsweißend lenken. Dabei habe ich für unsere Meinung gestritten, aber auch neue Freundschaften über Parteigrenzen hinweg knüpfen können. ‚Jugend und Parlament‘ zeigt sehr realitätsnah die Abläufe und Arbeit im Bundestag und falls ich die Gelegenheit einmal bekommen sollte, auch im echten Leben im Bundestag zu sitzen, werde ich diese ergreifen“, so die Studentin abschließend.

 

Hier können Sie noch den ausführlichen Erfahrungsbericht von Frau Franca Bauernfeind lesen:

Nürnbergerin ist vier Tage lang Bundestagsabgeordnete

Berlin/Nürnberg – Vom 27. bis 30. Mai fand im Deutschen Bundestag wieder die Veranstaltung „Jugend und Parlament“ statt. 315 Jugendliche im Alter von 17 bis 20 Jahren aus dem gesamten Bundesgebiet nahmen teil, um in einem großen Planspiel das parlamentarische Verfahren nachzustellen. Das Planspiel, das vom Besucherdienst des Deutschen Bundestages durchgeführt wurde, vermittelte den Jugendlichen eigene Erfahrungen und Einblicke in die komplexen parlamentarischen Abläufe sowie in die Arbeit der Fraktionen. Durch die Nutzung der Originalschauplätze (Plenarsaal, Fraktions- und Ausschusssäle) gewann die Veranstaltung zusätzlich an Reiz für die Jugendlichen.

Die 18 Jahre alte Franca Bauernfeind aus dem JU-Kreisverband Nürnberg-Süd nutzte diese Gelegenheit und simulierte den Weg der Gesetzgebung im Deutschen Bundestag. Nominiert von Michael Frieser MdB, ebenfalls aus Nürnberg, erlebte sie die Aufgaben und Arbeiten eines Bundestagsabgeordneten hautnah.

In der nachgestellten Plenardebatte standen folgende Gesetzesinitiativen zur Debatte: Festschreibung von Deutsch als Landessprache im Grundgesetz, Einführung bundesweiter Volksabstimmungen, Ausweitung der Beteiligung deutscher Streitkräfte an einer EU-geführten Militäroperation im fiktiven Staat Sahelien sowie die Verbesserung des Tierschutzes in der Landwirtschaft.

Nach dem Eintreffen am Samstagnachmittag wurden die fiktiven Rollen verteilt. Die Teilnehmer wurden den drei Fraktionen der konservativen „Bürgerlichen Bewahrungspartei“ (BBP), der „Partei für Engagement und Verantwortung“ (PEV) und der links-grünen „Partei für Gerechtigkeit und Solidarität“ (PGS) zugelost. Da aus allen Parteien und Jugendorganisationen, aber auch parteilose Jugendliche teilnahmen, wurde die Zuteilung besonders spannend, denn der Standpunkt der jeweiligen fiktiven Partei musste in den Debatten widergespiegelt werden.

„Ich war überglücklich, als ich erfahren habe, dass ich der oppositionellen Fraktion der BBP zugelost wurde. Zwar ist es sicherlich spannend auch einmal eine andere Meinung vertreten zu müssen, jedoch sehe ich eine genauso große Herausforderung darin, für die eigene politische Gesinnung mit Überzeugung im Plenarsaal zu debattieren“, so Franca Bauernfeind.

Die 138-köpfige Fraktion, wie auch die anderen beiden Fraktionen, wurde in fünf Landesverbände aufgeteilt, in denen am 28. Mai Landesfraktionsvorsitzende gewählt wurden. „Wir waren am Vorabend erst um 24 Uhr im Hotel und mussten am Morgen immer um sechs Uhr aufstehen. An den Abenden wollten wir uns vor allem auch untereinander kennenlernen, also waren die Nächte dementsprechend kurz. Umso schöner und aufregender war die Wahl in den Landesverbänden, denn dort habe ich die Mehrheit auf mich vereinen können und wurde damit in den Fraktionsvorstand gewählt“, so Franca weiter. Zudem wurden auch Schriftführer gewählt, die in den Plenarsitzungen zum Einsatz kamen. Alle Kandidaten, die sich auf einen der begehrten Posten beworben hatten, stellten sich in ihrer Rolle als fiktive Abgeordnete vor. In der darauffolgenden Fraktionssitzung mit allen 138 Abgeordneten wurden dann von den fünf Landesfraktionsvorsitzenden ein Vorsitzender gewählt. „Auch hier sollten wir uns noch einmal mit unseren fiktiven Rollen vorstellen. Ich wurde in den Tagen öfter darauf angesprochen, ob ich denn überhaupt zu irgendeinem Zeitpunkt aufgeregt gewesen wäre. Erstaunlicherweise war das nicht der Fall, da ich gemerkt hatte, dass ich auch bei ‚Jugend und Parlament‘ überzeugen kann und schon überzeugt habe. Zum Vorsitzenden letztendlich hat es nicht gereicht, aber wir haben zu fünft im Fraktionsvorstand gut miteinander gearbeitet und funktioniert!“

Nach einer kurzen Mittagspause wurde die Arbeit aufgenommen. „Das Ganze lief wie im echten Bundestag ab. Es lagen uns Gesetze zur Bearbeitung vor. Ich habe den Sahelien-Einsatz mit dem EU-Mandat geleitet, meine Kollegen die anderen drei Gesetzesentwürfe. Mein Arbeitskreis war aufgeteilt in vier Arbeitsgruppen, nämlich ‚Auswärtiges‘, ‚Verteidigung‘, ‚Angelegenheiten für Europäische Union‘ und ‚wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklungshilfe‘. Die Herausforderung dabei war es, dass alle Arbeitsgruppen letztendlich die gleiche Vorstellung davon hatten, wie wir geschlossen als Fraktion an den Antrag herangehen sollten, da am nächsten Tag die Arbeit in den jeweiligen Ausschüssen mit den anderen Fraktionen zusammen wartete. Themen wurden diskutiert und eine Strategie entworfen.“

Am Montag, den 29. Mai stand dann aber erstmal das Gespräch mit dem jeweiligen Bundestagsabgeordneten an. Nach der dreistündigen Ausschussarbeit, in der debattiert und um jeden Punkt gerungen wurde, hatten die Teilnehmer zwei Stunden für das Treffen Zeit. „Ich habe mich sehr auf das Gespräch mit Michael Frieser (CSU) gefreut. Wir sind zusammen den Tagesablauf eines Abgeordneten im Detail durchgegangen, dass er überhaupt Zeit für mich hatte grenzt bei dem Pensum an ein Wunder“, so die Nürnbergerin. „Da ich in Erfurt studiere haben wir uns auch viel über Rechts- bzw. Linksextremismus, Anfeindungen und Bedrohungen unterhalten. Das war mir persönlich sehr wichtig, da auch ich bereits derartige Erlebnisse in Thüringen hatte.“

In einer Fraktionssitzung am Nachmittag, die für die BBP immer im Sitzungssaal der CDU/CSU-Fraktion stattfand, wurden die Beschlussempfehlungen der federführenden Ausschüsse diskutiert und weitere Vorgehen auch im Hinblick auf die Plenardebatten am kommenden Vormittag beratschlagt. „Es gab wirklich viel Redebedarf, einige Arbeitsgruppen waren nicht zufrieden mit etwaigen Beschlussempfehlungen, Appelle an die Fraktionsdisziplin wurden übertönt, es ging wirklich drunter und drüber. Wir haben uns dann im Vorstand beratschlagt und auf eine Gewissensabstimmung geeinigt. Ich fand es unglaublich interessant, aber auch sehr anstrengend und nervenaufreibend, da der Fraktionsvorstand seine Abgeordneten am besten geschlossen in die Plenardebatte führen sollte“, berichtet Franca. Die Redner der Arbeitsgruppen für die abschließende Plenarsitzung wurden bestimmt. Der zwölfstündige Arbeitstag endete daher für viele erst um drei Uhr morgens, da die Reden nicht von Mitarbeitern, sondern von den fiktiven Abgeordneten selbst verfasst wurden.

Der 30. Mai begann mit der Sitzung im Plenarsaal. Alle 315 Teilnehmer nahmen auf den Stühlen, die sonst nur Abgeordneten vorbehalten sind, Platz. Die Positionen zu den vier Gesetzesinitiativen wurden von den Reden, die je nach Fraktionsstärke zeitlich begrenzt waren, gesetzt. Am Ende der hitzigen Debatten, die von Zwischenrufen und Applaus gespickt waren, wurde abgestimmt. „Wir als Opposition konnten zwei Gesetze, zu denen eine zwei-drittel-Mehrheit von Nöten gewesen wäre, verhindern. In der Sache des Sahelien-Mandats und des Tierschutzgesetzes konnten wir die Stimmen der Regierungsparteien leider nicht gewinnen.“ Zum Abschluss hielt der Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert (CDU) eine Rede zum Thema Entwicklung der Demokratie in Deutschland und warb für das Interesse vor allem von jungen Menschen an der Politik und dem parlamentarischen Verfahren.

Ich war ziemlich geknickt, als das Planspiel nach der Rede von Herrn Lammert plötzlich zu Ende war. Vor allem in den letzten zwei Tagen hatte ich mich sehr in meine Rolle reingefunden. Ich habe Debatten koordiniert, Sitzungen gehalten und die Fraktion richtungsweißend gelenkt, habe für unsere Meinung als BBP gestritten, aber auch neue Freundschaften geknüpft, die hoffentlich bestehen bleiben. ‚Jugend und Parlament‘ zeigt sehr realitätsnah die Abläufe und Arbeit im Bundestag und falls ich die Gelegenheit einmal bekommen sollte, auch im echten Leben im Bundestag zu sitzen, werde ich diese ergreifen“, so die Studentin abschließend.

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