Im Rahmen einer koordinierten Aktion haben Beamte am vergangenen Mittwoch Wohnungen und Geschäftsräume von Mitgliedern der sogenannten Letzten Generation durchsucht. Ziel: Mitgliederlisten und Spendengelder als Beweismittel sichern für die Strafverfolgung der Gruppe. „Endlich!“, werden sich viele von Ihnen und die große Mehrheit der Deutschen denken und die Prüfung, ob es sich um eine kriminelle Vereinigung nach § 129 StGB handelt, könnte den Handlungsspielraum der Behörden mittelfristig in der Tat deutlich erweitern. Gleichzeitig haben die Stunden und Tage nach der Razzia aber auch gezeigt, dass dem Phänomen Letzte Generation nicht nur auf juristischer Ebene zu begegnen ist, vielmehr geht es um einen entschiedenen Standpunkt in einem völlig verzerrten öffentlichen Diskurs, in dem weite Teile der Medienlandschaft die Thesen und Behauptungen von radikalen Aktivisten und verurteilten Straftätern völlig unkritisch verbreiten. Dass die Abkömmlinge gutbürgerlicher Familien – die in ihrer Zusammensetzung nebenbei so divers sind wie die Regensburger Domspatzen vor 30 Jahren – erschrocken sind über die polizeilichen Konsequenzen ihrer kriminellen Handlungen, ist zunächst nicht außergewöhnlich. Dass derlei emotionale Schilderungen aber im Fokus der medialen Berichterstattung stehen und nicht etwa die schweren Vorwürfe der Staatsanwaltschaft (u.a. Sabotage von Öl-Pipelines), ist ein Skandal. Garniert werden die verharmlosenden Darstellungen mit Kommentaren der üblichen Verdächtigen. In der ARD darf ein „Protestforscher“, der Mitglied der Grünen ist, erklären, warum die Razzia überzogen sei und eine ganze Bewegung kriminalisiere. Aus dem hocheffizienten, international agierenden, doktrinären und hierarchischen Netzwerk, das demokratische und rechtstaatliche Mittel ablehnt und verachtet, wird so eine harmlose Gruppe naiver Aktivisten. Dass Journalisten auf der zentral organisierten Pressekonferenz der Gruppe am Mittwoch jede kritische Nachfrage untersagt wurde, fällt unter den Tisch, weil es das Bild einer unprofessionellen Zufallsgemeinschaft junger Idealisten stören würde. Ich für meinen Teil werde also nicht müde, immer und immer wieder darauf hinzuweisen, um was es der Letzten Generation eigentlich geht: Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit durch zynische, menschenverachtende, gefährliche und letztlich verfassungsfeindliche Aktionen.

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